14.10.2022

Beefgeflüster mit Angela Oberhänsli-Manser, Illustratorin

«Als Kind war ich mehr im Stall als im Haus anzutreffen»

Vor kurzem ist das zweite Kinderbüchlein aus der Reihe «Lea und Ben» erschienen. Die Geschichten werden von der Künstlerin und fünffachen Mutter Angela Oberhänsli-Manser aus Mosnang bebildert. Sie steht uns an dieser Stelle Rede und Antwort.

Angela Oberhänsli-Manser nimmt letzte Korrekturen am zweiten Kinderbüchlein «Lea und Ben – Ausflug auf die Alp» vor. (Foto: Franziska Schawalder)

Welchen Bezug hast du zur Landwirtschaft, zu Kühen?

Die Landwirtschaft ist mir vertraut und liegt mir sehr am Herzen. Als Zweitälteste von acht Kindern bin ich im Wattwiler Steintal aufgewachsen. Auf dem Hof wohnten auch unsere Grosseltern väterlicherseits. Mein Grossvater hatte acht Milchkühe. Als Kind war ich mehr im Stall als im Haus anzutreffen. Zudem führten meine Grosseltern während vielen Jahren das Ausflugsrestaurant Chrüzegg. Dazu gehört auch eine Rinder- und Milchviehalp. Als ich in der fünften Klasse war, übernahmen meine Eltern das Restaurant und die Alp. Fortan wohnten wir als Familie während des Sommers auf der Chrüzegg. Als Kinder wurden wir von den Eltern in den Kindergarten bzw. die Schule gefahren, später bewältigten wir die Strecke mit dem Mofa. Meine Kindheit spielte sich also mitten in der Natur und der Landwirtschaft ab. 

Wie bist du zum Zeichnen gekommen? Wurde dir dieses Talent in die Wiege gelegt? 

So wie es aussieht, wurde mir das Talent tatsächlich in die Wiege gelegt. Meine Mutter malte früher ebenfalls, meist Bauernmalerei, und mein Vater verzierte Weissküfereiartikel mit Schnitzen. Heute stellen sie im Winter Produkte aus Ton her. Ich habe schon als Kind sehr gerne gezeichnet. Offiziell gelernt habe ich es allerdings nicht. Meine Technik entwickelte ich selbst. Als Jugendliche war es mein grösster Traum, Figuren für einen Animationsfilm zu zeichnen. Ich war fasziniert von «Die Schöne und das Biest» und «König der Löwen». Aber für die Ausbildung als Animationszeichnerin hätte ich ins Ausland gehen müssen. Dazu war ich nicht bereit. Zu sehr hing und hänge ich an meiner Familie. Und im Moment ist es eh kein Thema. In der Oberstufe hatte ich einen Lehrer, der von meinem Zeichentalent begeistert war. Damals habe ich dann angefangen für Mitschülerinnen und -schüler oder Vereine Logos oder Bilder zu zeichnen. Natürlich gratis und franko. Als der Aufwand immer grösser wurde, habe ich dafür auch mal etwas verlangt. 

Wie ging es bei dir nach der Schule weiter?

Während meiner Lehre als Coiffeuse habe ich weiterhin gezeichnet, aber damals stand die Ausbildung im Zentrum. Nach der Lehre arbeitete ich auf der Chrüzegg bei meinen Eltern, wo ich einzelne Bilder ausstellen konnte bzw. kann. Bis anhin hatte ich aber noch nie eine richtige Ausstellung. Zuhause habe ich zwar ein Atelier und einen Ausstellungsraum, aber aktuell habe ich zu wenig Bilder für eine Ausstellung, weil ich einfach nicht so oft zum Malen komme. Wenn ich mal etwas male, ist es meist schnell verkauft. Aber sobald die Kinder etwas grösser sind und ich mehr Zeit zum Malen habe, werde ich sicher einmal eine Ausstellung machen. 

Was gefällt dir am Auftrag von Mutterkuh Schweiz?

Mich hat die Anfrage von Mutterkuh Schweiz sehr gefreut. Vereint er doch Vieles, was mir wichtig ist. Erstens liegen mir – wie bereits erwähnt – die Landwirtschaft und damit verbunden die Kühe am Herzen. Zweitens zeichne ich fürs Leben gerne Kinderbüchlein und drittens war es mein erster Kuh-Cartoon-Auftrag. Auch das zweite Büchlein, das frisch gedruckt ist, hat Spass gemacht. Im Moment kommt es mir zugute, dass ich die Kinderbüchlein am Computer zeichnen kann. So kann ich mein Werk jederzeit abspeichern und zu einem späteren Zeitpunkt weiterfahren. Das ist beispielsweise bei einem Ölgemälde nicht möglich. Wollen die Kleinen etwas von mir, kann ich nicht alles liegen und stehen lassen. 

Dieses wunderschöne Kuhgemälde hat die Mosnanger Künstlerin mit Acryl-Farben gemalt. (Foto: zVg)

Welches ist dein persönliches Lieblingsbild?

Ein eigentliches Lieblingsbild habe ich nicht. Ich liebe die Abwechslung und gehe gerne mit der Zeit, sei es bei den Techniken, Stilen und Aufträgen. So male ich seit kurzem mit Gouache Farben. Gouache ist ein wasserlösliches Farbmittel aus gröber vermahlenen Pigmenten unter Zusatz von Kreide und wirkt ähnlich wie Wasserfarben. Ich habe mir auch schon überlegt, die Kindergeschichten mit Gouache zu malen. 

Du bist eine sehr engagierte Familienfrau. Wie schaffst du es Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen?

Aktuell kommt das Zeichnen etwas zu kurz. Mein ältester Sohn ist zwar bereits 17 Jahre alt, aber mit den vier kleinen Kindern – alle zwischen zwei und sieben Jahre alt – bleibt mir oft wenig Zeit für mich selbst, geschweige denn fürs Zeichnen und Malen. Am ehesten noch, wenn alle im Bett sind. Mein Mann Damian unterstützt mich, wo er nur kann, aber als Geschäftsführer eines Baugeschäfts ist auch er sehr eingespannt. Er ist nicht nur ein toller Vater und Ehemann, er hat auch ein gutes Auge für Kunst und liefert mir immer wieder prima Ideen oder Verbesserungsvorschläge. Zusammen haben wir das Kinderbüchlein «Chranzli’s Adventskranz» geschrieben und bebildert. 

Hast du dein Talent weitervererbt?

Vielleicht – wer weiss. Meine beiden Töchter Natalie und Alina zeichnen sehr gerne und Natalies Zeichnungen sind wirklich schon sehr gut. Der siebenjährige Damian hat ein ausgezeichnetes räumliches Vorstellungsvermögen. So schaut er sich einen Traktor oder ein Flugzeug an und baut es mit Lego – ohne Vorlage – einfach so nach. Dieses Talent hat er aber wohl eher von seinem Vater. Die beiden haben sogar mal zusammen mit Lego einen Maschinenprototyp erstellt, der aktuell auch wirklich aufgrund dieser Vorlage nachgebaut wird. 

Welche weiteren Engagements hast du? 

Seit fünf Jahren zeichne ich regelmässig für die Elgger/Aadorfer Zeitung Witz-Cartoons und zwischenzeitlich hatte ich auch schon für andere Zeitungen Aufträge. Nebst dem Kinderbüchlein für Mutterkuh Schweiz habe ich auch schon eines für die Raiffeisenbank Regio Unteres Toggenburg & Neckertal gezeichnet und wie bereits erwähnt das Adventsbüchlein. Dann habe ich einige Witzbücher herausgegeben. Aber auch Flipcharts für Anlässe oder Titelbilder für Hochzeitsbücher gehören zu meinen Aufträgen. Vor kurzem kam auch eine Schulklasse aus dem Nachbardorf vorbei. Ich habe den Kindern gezeigt, wie man mit ein paar wenigen Strichen eine Comicfigur zeichnen kann. An Aufträgen mangelt es mir nicht, vielmehr an der zur Verfügung stehenden Zeit. Aber ich geniesse diese Familienzeit ganz bewusst. Es werden wieder andere Zeiten kommen. Vielleicht schaffe ich es dann, nicht nur eine eigene Ausstellung auf die Beine zu stellen, sondern mir meinen grössten Wunsch zu erfüllen: Einen Animationsfilm mit meinen Figuren. Langweilig wird es mir bestimmt nicht. 

Liebe Angela – das glaube ich dir aufs Wort! Vielen Dank für das Interview und alles Gute für dich – als Familienfrau und Künstlerin.


(Foto: Daria Schnyder)
(Foto: Daria Schnyder)

Angela Oberhänsli-Manser (37) ist als zweitälteste von acht Geschwistern auf der Chrüzegg und im Wattwiler Steintal aufgewachsen. Heute lebt die Künstlerin mit ihrem Mann Damian (37) und den fünf Kindern Julian (17), Damian (7), Natalie (6), Alina (4) und Marc (2) in Mosnang. Im Auftrag von Mutterkuh Schweiz hat sie die beiden Kinderbüchlein «Lea und Ben – Ein Kalb kommt zur Welt» und «Lea und Ben – Ausflug auf die Alp» bebildert. 

www.angelas-art.ch