06.09.2024

Beefgeflüster mit Conny Berger, Altnau (TG)

«Ich bin für die Paralandwirtschaft zuständig»

Conny, zuerst die Frage, die dir wohl alle stellen, seit du bei der 17. Staffel der Landfrauenküche mitgemacht hast: Warum hast du dich für die Teilnahme beworben, wenn du eigentlich gar nicht so gerne in der Küche stehst?

Ich mag die Sendung und schaue sie eigentlich immer. Mein Mann – er ist gelernter Koch – hatte schon mehrmals gesagt, ich solle teilnehmen. Doch meine Antwort war immer die, dass es optimal wäre, wenn er kocht und ich aber an den Essen der anderen Landfrauen teilnehme. Tja und dann hat mich SRF angefragt, ob ich nicht Lust hätte mitzumachen. Da habe ich mir gesagt, dass ich das schon schaffen werde. Und jetzt weiss ich ja aus eigener Erfahrung, dass es unter den Teilnehmerinnen solche und andere gibt. Zum einen die, die wirklich liebend gerne kochen und zum andern jene, die von SRF aufgrund von interessanten Berichten angefragt werden. Ich gehöre dann wohl zur zweiten Gruppe.

Kocht bei euch denn normalerweise dein Mann?

Nein, das mache grösstenteils ich. Aber bei mir muss innerhalb von 30 Minuten das Mittagessen auf dem Tisch stehen. Und ich koche meist nach Rezepten und bin nicht so kreativ in der Küche.

Trotzdem wirst du an der WEGA zusammen mit den Thurgauer Landfrauen einen Apero für Mutterkuh Schweiz ausrichten.

Ja, das mache ich gerne! Die Bewirtung von Gästen gefällt mir sehr und generell ist mir der Kontakt mit Menschen sehr wichtig. Deshalb gefallen mir auch meine Aufgaben auf unserem Betrieb so gut. Ich bin für die Paralandwirtschaft zuständig.

Wo andere Ferien machen… - die Familie Berger schätzt sich glücklich an einem so schönen Ort leben zu dürfen und teilt ihn auch gerne mit Ferien- oder Hochzeitsgästen. (Foto: Oliver Kirstein)

Was ist denn Paralandwirtschaft?

Bei uns heisst Paralandwirtschaft das Beherbergen von Gästen in Gastzimmern, wir vermieten Stellplätze für Camper oder Zelte und es gibt ein Massenlager, das mehrheitlich von Schulen genutzt wird. Zudem organisieren wir auch Anlässe wie Hochzeiten, Geburtstage oder Firmenanlässe. Das mag ich am liebsten.

Wer kocht denn an diesen Anlässen?

Natürlich mein Mann, also zumindest den Pot au feu während der Wintersaison. Ansonsten bieten wir Fitnessteller an – Fleisch und Würste von unseren Hereford-Rindern mit verschiedenen Salaten. Oder wir ziehen unseren Metzger hinzu, der auch Catering anbietet.

Ihr haltet Mutterkühe der Rasse Hereford und produziert Natura-Beef. Wie seid ihr dazu gekommen?

Für meinen Mann war immer klar, dass Kühe auf die Seealp gehören. Er ist mit Milchkühen aufgewachsen, doch in späteren Jahren haben sich seine Eltern auf Ackerbau und Paralandwirtschaft konzentriert. Als Roland den Betrieb übernommen hat, wollte er wieder Kühe haben. Da man mit Mutterkühen jedoch deutlich flexibler ist, weil sie nicht zweimal pro Tag an fixen Zeiten gemolken werden müssen, haben wir uns dann für Mutterkühe der Rasse Hereford entschieden.

Die Hereford-Mutterkuhherde verwertet das Gras der Wiesen, die in der Fruchtfolge zwischen den Ackerkulturen so wichtig sind, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. (Foto: zVg)

Warum diese Rasse?

Die Hereford zeichnen sich durch ein eher ruhiges Temperament und einen guten Charakter aus. Zudem sind sie natürlich hornlos. Das waren für uns wichtige Kriterien, da wir ja sehr häufig fremde Personen auf dem Betrieb haben und Unfälle vermeiden wollen.

Haben sich die Herefords bewährt?

Ja unbedingt! Wir sind sehr zufrieden.

Ihr bewirtschaftet euren Betrieb nach den Richtlinien von Bio Suisse. Was hat euch dazu bewogen?

Mit 18,5 Hektaren Land sind wir ein eher kleiner Betrieb und müssen uns überlegen, wie wir auch in Zukunft genügend Einkommen sicherstellen können. Zudem wurden die Anforderungen bezüglich Pestizideinsatz in den Ackerkulturen immer anspruchsvoller.

Was macht für euch Bio aus?

Es ist eine naturnähere Produktion, bei der die Gesundheit des Bodens eine zentrale Rolle spielt. Für Roland ist es spannend, die Kulturen jetzt nicht mehr nach «Rezepten» und präventiv zu pflegen. Im Biolandbau muss man «die Kultur lesen», Umwelteinflüsse berücksichtigen und dann kurzfristig entscheiden, welche Massnahmen allenfalls angezeigt sind.

Ist der Biolandbau aufwändiger?

Das kann man so nicht sagen. Es ist anders. Jetzt muss man mit der Hacke durch den Körnermais fahren, um Unkraut zu bekämpfen, früher hat man Spritzmittel ausgebracht. In der Tierhaltung sind die Unterschiede kaum spürbar.

Was für eine Rolle hat die Mutterkuhherde auf eurem Biobetrieb?

Sie sind sehr wichtig für die Gesunderhaltung des Bodens, für den Kreislauf. Das war zwar schon immer so, ist jetzt im Bio aber noch wichtiger. Die Mutterkühe verwerten das Gras, das zwischen den Ackerkulturen zur Regeneration des Bodens angesät wird. Damit liefern sie uns feines Fleisch für die Anlässe auf unserem Betrieb und zur Direktvermarktung. Und natürlich machen sie uns Freude.

Werdet ihr Tiere an der WEGA ausstellen?

Wenn alles klappt, wird unsere Kuh Leonie mit ihrem Kalb Lea an der WEGA zu sehen sein.

Eine der Hereford-Mutterkühe von Conny und Roland wird zusammen mit ihrem Kalb auch an der WEGA zu sehen sein. (Quelle: Ueli Christoffel / SRF)

Was bedeutet das für euch?

Das Ausstellen von Tieren ist immer etwas Besonderes und mit Unsicherheiten verbunden. Doch an der WEGA vor zwei Jahren waren schon Tiere von uns, wir kennen den Stallverantwortlichen und wissen, dass er sich gut um die Tiere kümmern wird. Das gibt ein gutes Gefühl. Trotzdem werden wir Leonie und ihrem Kalb auf jeden Fall einen Besuch abstatten und schauen, dass es ihnen gut geht.

Und sonst geht ihr nicht an die WEGA?

Doch. Die WEGA gehört für uns einfach dazu. Wir waren schon als Kinder immer da. Auch heute gehen wir meistens. Mit unseren Söhnen jetzt halt vor allem an die Chilbi.


(Foto: Ueli Christoffel / SRF)
(Foto: Ueli Christoffel / SRF)

Conny und Roland Berger bewirtschaften ihren Biobetrieb in Altnau am Bodensee zusammen mit ihren Söhnen Leon (9) und Elias (7) sowie mit der Unterstützung der Eltern von Roland, Monika und Fritz Berger. Auf 18,5 Hektar Land wird Futter für die 40-köpfige Mutterkuhherde sowie Körnermais und Weizen für die menschliche Ernährung produziert. Neben den Mutterkühen und ihren Kälbern leben ein Hund und mehrere Katzen auf dem Hof.

Ackerbau, Mutterkuhhaltung und Paralandwirtschaft sind die Hauptbetriebszweige. Paralandwirtschaft heisst auf dem Betrieb von Bergers Organisation von Hochzeiten und anderen Anlässen, Beherbergen von Gästen in Gastzimmern, im Massenlager – vor allem für Schulklassen – und auf den Stellplätzen für Camper oder Zelte sowie Direktvermarktung der hofeigenen Produkte.

Mehr Informationen unter www.hofseealp.ch