10.06.2025

Beefgeflüster mit Kathrin Niemetz, Mümliswil (SO)

«Ich kann hier gar nichts anderes anbauen als Gras.»

(Foto: Kathrin Niemetz)

Kathrin, du bist Biolandwirtin in Mümliswil. Seit wann?

Ich habe 2009 den Landwirtschaftsbetrieb von meinen Eltern übernommen und ein Jahr später mit Mutterkuhhaltung angefangen.

Warum hast du auf Mutterkuhhaltung gesetzt?

Ich führe den Betrieb grösstenteils allein, da bin ich froh, bin ich mit der Mutterkuhhaltung zeitlich flexibel und nicht so stark gebunden. Zudem liegt unser Betrieb auf 1100 Meter über Meer. Ich kann hier gar nichts anderes anbauen als Gras. Da sind Mutterkühe doch eine sehr gute Art, diese Flächen für die menschliche Ernährung nutzbar zu machen.

Auf dem Brunnersberg ist die Verwandlung von Gras und Regenwasser in bestes Natura-Beef-Bio die einzige Möglichkeit, wertvolle Lebensmittel zu erzeugen. (Foto: Kathrin Niemetz)

Du machst dir also Gedanken zur Nahrungsmittelkonkurrenz?

Ja, man muss sich mit diesen Themen auseinandersetzen. Es wird auch immer wieder kritisiert, dass die Rindfleischproduktion zu viel Wasser verbraucht. Doch dies ist hier sicher nicht so. Meine Mutterkuhherde trinkt das Wasser von hier, es ist kein Wasser, das anderweitig fehlen würde.

Du produzierst Natura-Beef-Bio. Wo kann man das kaufen?

Unser Betrieb liegt 20 Minuten vom Schlachthof Bell in Oensingen entfernt, den Transport dorthin kann ich sehr gut vertreten. Dort werden meine Tiere im Alter von rund 10 Monaten geschlachtet, dann wenn auch in der Natur der Bezug zur Mutterkuh abnimmt. Das Fleisch wird als Natura-Beef-Bio im Coop verkauft.

Fällt dir das nicht schwer, deine Tiere zu schlachten, zu denen du eine Beziehung aufgebaut hast?

Es kommt darauf an. In Zeiten, wo Fleischessen immer umstrittener ist, finde ich es umso wichtiger, dass man Fleisch isst von Tieren, von denen man weiss, dass sie gut gehalten wurden. Ehrlich gesagt esse ich am liebsten ein Tier, dass ich gekannt habe, dann weiss ich, was ich habe. Darum dürfen auch jedes Jahr zwei Schweine auf unserem Bauernhof ihr Leben geniessen.

Aber manchmal fällt es dir schon schwer, wenn du sagst «es kommt darauf an»?

Ja, es gibt Ausnahmen. Meine Kühe dürfen alt werden, ich finde es schön, wenn sie lange hier sind. Diesen Frühling musste ich mich aber von meiner liebsten Kuh trennen. Sie war 17 Jahre alt. Das ist mir sehr schwergefallen.

Warum war sie deine Lieblingskuh?

Wir hatten einen speziellen Draht zueinander. Sie war sehr handzahm, lange Zeit war sie die Leitkuh. Die letzten Jahre habe ich sie behalten, obwohl sie nicht mehr trächtig wurde. Letzten Sommer habe ich sie mit zwei anderen Tieren auf einer Weide nahe beim Haus behalten, um besser auf sie aufpassen zu können. Doch sie war sehr eigensinnig und ist mehrmals durch den Zaun gebrochen, um zu «ihrer» Herde zu gelangen.

Zu ihrer Lieblingskuh Ximena hatte Kathrin eine besondere Beziehung und hat sie so lange wie nur möglich behalten. (Foto: Kathrin Niemetz)

Was hat den Ausschlag gegeben, sie diesen Frühling doch zu schlachten?

Ich mag alte Kühe, aber mein Betrieb ist kein Gnadenhof. Meine Lieblingskuh hatte eine gleichaltrige Gefährtin. Diese wurde nun auch schon länger nicht mehr trächtig. Ich hatte beide Kühe zusammen gekauft. Sie sind zusammen gekommen und sie durften zusammen gehen. Irgendwie hat sich so der Kreis geschlossen. 

Das klingt schön und beeindruckend. Du stehst voll und ganz hinter dem, was du machst. Danke, dass du deine Erfahrungen und Gedanken mit uns geteilt hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Gute in Haus, Wiese und Hof!

Portrait Kathrin Niemetz.jpg
(Foto: zVg.)

Kathrin Niemetz bewirtschaftet auf dem Brunnersberg bei Mümliswil 23 Hektar Land nach den Bio Suisse Richtlinien. 20 Prozent der Flächen dient der Förderung der Biodiversität. Die Naturwiesen bieten Futter für rund 20 bis 25 Mutterkühe, einen Stier, Kälber und etwas Nachzucht. Wichtigster Betriebszweig ist die Mutterkuhhaltung mit Natura-Beef-Produktion. Daneben werden 2 Schweine, 20 Hühner, 4 Schafe und 2 Zwergziegen gehalten. 

Kathrin Niemetz wird unterstützt durch ihre Mutter und bei Bedarf durch Aushilfen aus der Umgebung. Ab Herbst 2025 beschäftigt sie zusätzlich einen Lernenden in Zweitausbildung zum Landwirt.

Im Nebenerwerb macht Kathrin Niemetz Biokontrollen und engagiert sich zudem für die Markenkommission Anbau der Bio Suisse.