27.08.2023

Beefgeflüster mit Pierre-Alain Juillerat, Berater bei der Fondation Rurale Interjurassienne

«Der "Marché des Terroirs" ist eine gute Gelegenheit, das gute Image von Fleisch aus Gras bei den Verbrauchern zu bestätigen.»

Die beef.ch präsentiert den Marktbesuchenden verschiedene Fleischrinderrassen. Es eine gute Gelegenheit mehr über Mutterkuhhaltung zu erfahren und sich auszutauschen. (Foto: Christina Müller)

Am 23. und 24. September findet die beef.ch im Rahmen des "Schweizer Wettbewerb der Regionalprodukte" zum zweiten Mal in Courtemelon statt. Worum geht es da genau?

Der Marché des Terroirs ist Teil des "Concours Suisse des produits des terroirs", der Noten und Medaillen an die besten Produkte aus der ganzen Schweiz vergibt. Der Wettbewerb und der Markt finden alle zwei Jahre statt, diesen Herbst zum zehnten Mal. Mehr als 130 Stände von Produzentinnen und Produzenten, von denen die meisten ihre Produkte am Wettbewerb präsentieren, werden am Markt vertreten sein. Die Besuchenden des Marktes können insgesamt rund 1300 Produkte entdecken und verkosten, auch diejenigen die mit einer Medaille ausgezeichnet wurden. Die Ergebnisse des Wettbewerbs werden am Abend vor der Eröffnung des Marktes bekannt gegeben. 

Rund 1300 Produkte werden am Markt angeboten werden. Das Angebot umfasst weit mehr als nur Fleisch- und Wurstspezialitäten. Es geht von B wie Bier über Käsespezialitäten, Patisserie-Kreationen bis V wie Vieux Williams. (Foto: www.concours-terroir.ch)

Welche Rolle spielt die Fondation Rurale Interjurassienne (FRI) für den Wettbewerb?

Das Konzept für den Wettbewerb und den Markt wurde von der FRI in Courtemelon erdacht und entwickelt. Es ist eine Veranstaltung mit nationalen Ambitionen. Sie entstand während eines Besuchs der Pariser Landwirtschaftsmesse mit Schülern, wo der «Concours général Agricole» seit vielen Jahren existiert.

Warum ist die beef.ch an diesem Markt zu Gast?

An jedem Marché empfangen wir zwei Ehrengäste. Bei dieser zehnten Ausgabe sind dies der Kanton Bern und die beef.ch. Die beef.ch hat bereits 2019 an unserem Marché teilgenommen und war ein grossartiger Erfolg bei den Besucherinnen und Besuchern. 

Was schätzen Sie an der beef.ch?

Die beef.ch bietet eine sehr gute Plattform, der Öffentlichkeit die Vorzüge der Mutterkuhhaltung, die Arbeit der Züchtenden und die verschiedenen Fleischrinderrassen vorzustellen. Die verschiedenen Labels von Mutterkuh Schweiz werden ebenfalls hervorgehoben, was in der aktuellen Zeit sehr wichtig ist. Die Welt der Landwirtschaft und der Tierzucht ist in den letzten Jahren immer mehr unter Druck gekommen. Die Themen Wasserverbrauch für die Fleischproduktion und der Beitrag der Tierhaltung an der globalen Erwärmung werden von den Medien regelmäßig in den Vordergrund gerückt. Von Fleischkritikern, die weder zwischen den Tierarten noch zwischen der Herkunft des Fleisches und schon gar nicht zwischen den Produktionsmethoden unterscheiden, wird eine Vermischung vorgenommen. Die Viehzuchtorganisationen und Berufsverbände müssen ihre Präsenz in den Medien und bei den Verbrauchern verstärken. Der "Marché des Terroirs" ist eine gute Gelegenheit, das gute Image von Fleisch aus Gras bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern zu verankern und Fragen zu beantworten. 

Jedes Jahr werden zwei Ehrengäste empfangen. Im Jahr 2021 war es der Kanton Fribourg, diesen Herbst werden der Kanton Bern und beef.ch zu Gast sein am Markt. (Foto: www.concours-terroir.ch)

Was genau ist die Fondation Rurale Interjurassienne (FRIJ)? 

Die FRI ist eine interjurassische Institution, an der vier Partner gleichberechtigt beteiligt sind, nämlich zwei Kantone und zwei Landwirtschaftskammern. Die FRI ist das wichtigste Instrument für die ländliche Entwicklung im Jura und im Berner Jura. Die Hauptaufgaben konzentrieren sich auf die Ausbildung und Beratung in den wichtigsten Bereichen der ländlichen Entwicklung. Die FRI entfaltet ihre Aktivitäten von den Standorten Courtemelon und Loveresse aus. 

Welche Funktion haben Sie in der Fondation Rurale Interjurassienne? 

Ich bin zu 50 Prozent als landwirtschaftlicher Berater bei der FRI tätig. In der übrigen Zeit führe ich einen Betrieb mit 70 Milchziegen, 10 Angus-Mutterkühen und 16 Aufzuchtrindern. Bei der Beratung bin ich ebenfalls auf die Tierproduktion spezialisiert, insbesondere die Mutterkuhhaltung und die Schaf- und Ziegenproduktion. Meine Tätigkeitsbereiche sind sehr vielfältig und lassen sich in die Bereiche Stallbau, Tierhaltung, Fütterung, Herdenschutz und Tiergesundheit einteilen. Alle zwei Jahre übernehme ich die Verantwortung für die Organisation des "Marché des Terroirs".

Die Angus-Mutterkuhherde von Pierre-Alain Juillerat geniesst das Weiden auf den Jurahöhen. (Foto: Pierre-Alain Juillerat)

Warum engagieren Sie sich im Organisationskomitee der beef.ch?

Ich bin das Bindeglied zwischen den Züchtenden und der Marktorganisation. Erstere sind sehr motiviert und effizient und werden von Mutterkuh Schweiz gut unterstützt und betreut. Es ist bereichernd, an der Organisation einer solchen Veranstaltung teilzunehmen.

Wie wichtig ist die Mutterkuhhaltung im Jura (Kanton/Region)? 

Im Kanton Jura gibt es 907 Haupterwerb-Landwirtschaftsbetriebe. Die Anzahl der Betriebe, die Mitglied von Mutterkuh Schweiz sind, beträgt 255. Insgesamt beweiden 59 591 Rinder, 5 371 Schafe, 5 390 Pferde und 2 029 Ziegen die rund 30 000 Hektaren Wiesen und Weiden, die es im Jura gibt. Rund ein Drittel der Kühe sind Mutterkühe. Die tierische Produktion erwirtschaftet 54,9 Prozent des Bruttoertrages der Landwirtschaft im Kanton Jura und ist damit sehr bedeutend für die Region. Auch der Beitrag an die Pflege der typischen Landschaft ist wichtig*. 

*Anmerkung der Redaktion: Lesen Sie hierzu den Artikel in der Rubrik «Beefwissen» zu den Waldweiden im Jura.