21.05.2020

Hinterwälder

Hinter dem Wald lässt sich’s (über-)leben

Hinterwälder sind Tiere einer Rasse aus dem Südschwarzwald und haben nichts mit dem Hinterwäldler zu tun. Obwohl – vielleicht verdankt die Rinderrasse der Hinterwälder ihr Überleben einer ähnlichen Eigenschaft, die den Hinterwäldler gemäss Duden charakterisiert: Der Hinterwäldler (ursprünglich aus dem Englischen «backwoodsman»)  soll eher weltfremd und rückständig sein, ursprünglich wurden mit dem Begriff Menschen bezeichnet, die « hinter dem Wald, weit weg von der Zivilisation» leben. Und genau so war es bei den Hinterwälder Rindern.

Sie erhielten ihren Namen vor rund 150 Jahren. Man begann innerhalb des «Wälderviehs» oder des sogenannten Badischen Landviehs, das in der gesamten rechtsseitigen Rheinebene verbreitet war, die Hinterwälder von ihrer ein wenig grösseren Schwesterrasse, den «Vorderwäldern», zu unterscheiden.

Die Hinterwälder haben sich schon sehr bald auf die Höhenlagen des südlichen Schwarzwaldes konzentriert. Dank dieser räumlichen Isoliertheit und der guten Anpassung an die rauen und kargen Verhältnisse im Berggebiet hat die Population der Hinterwälder die Rinderpestepidemie von 1814 bis 1816 überstanden. 80 Prozent der übrigen Rinderpopulation in Baden sowie in anderen Teilen Europas fielen der Rinderpest damals zum Opfer.

Doch die Rinderpest ist nicht der Grund, weshalb die Rasse in den 1970er Jahren als gefährdet eingestuft werden musste und mit speziellen Projekten gefördert wurde. Das waren schon eher die mineralischen Düngemittel, die die Futtergrundlage vor allem in tieferen Lagen verbesserten und in der Tierzucht ganz neue Entwicklungen ermöglichten. Die Hinterwälder konnten sich jedoch aufgrund ihrer guten Eigenschaften in den höheren Lagen des Schwarzwaldes halten und sind heute nicht nur dort sondern auch in der Schweiz geschätzt, da sie aufgrund ihres vergleichsweise geringen Gewichts auch in Steillagen sehr trittsicher und zudem gut an karge Futtergrundlagen angepasst sind. Die robusten Tiere werden sowohl in der Milchproduktion als auch als Mutterkühe eingesetzt und zeichnen sich durch eine gute Raufutterverwertung aus. Gemäss Pro Specie rara gilt der Bestand heute als stabil.

Hinterwälder sind mit einer Widerristhöhe von 120cm bei den Kühen und 130 cm bei den Stieren die kleinste mitteleuropäische Rinderrasse und waren früher unter dem Namen "Hirschvieh" bekannt. Die sehr beweglichen und geländegängigen Kühe haben lange, geschwungene Hörner und eine rehbraune Färbung des Fells, mit weißen Beinen, weißer Brust und weißem Kopf. (Foto: Mutterkuh Schweiz)

Quellen: www.dictionary.com | www.duden.de | fondazioneslowfood.com | www.g-e-h.de |www.hinterwaeldervieh.ch| www.kuh-projekt.de | www.prospecierara.ch​​​​​​​