10.06.2025

Ist nicht jede Kuh eine Mutterkuh?

Wissen Sie, was eine Mutterkuh ist? Haben Sie sich auch schon gefragt, ob denn nicht jede Kuh eine Mutterkuh ist? Biologisch ist jede Kuh auf jeden Fall Mutter, denn erst durch die Geburt eines Kalbes wird aus dem Rind eine Kuh. Doch was macht eine Kuh zur Mutterkuh?

Eine Mutterkuh wandelt Gras in Milch um und zieht damit ihr Kalb auf. (Quelle: selinaphotography.ch)

Rinder werden vom Menschen schon sehr lange als Nutztiere gehalten. Früher waren sie wichtige Gehilfen als Arbeitstiere, vor allem Ochsen wurden als Zugtiere eingesetzt. Durch Zucht bildeten sich in verschiedenen Regionen der Welt unterschiedliche Rassen. Zucht heisst, dass gezielt Kühe und Stiere gekreuzt werden, um ein gewünschtes Resultat zu erzielen. Das gewünschte Resultat kann beispielsweise eine Fellfarbe sein, gute Gesundheit und Langlebigkeit oder auch schöne Muskeln. In vielen Regionen entstanden Dreinutzungsrassen: die Tiere konnten zur Arbeit eingesetzt werden, gaben etwas Milch und auch Fleisch für die menschliche Ernährung. Mit dem Aufkommen von Traktoren verloren die Rinder als Arbeitstiere an Bedeutung. Milch und Fleisch rückten in den Vordergrund. Aus Dreinutzungsrassen wurden Zweinutzungsrassen oder sogar auf eine Nutzung – in der Regel Milchproduktion – spezialisierte Rassen.

Kühe prägen das Landschaftsbild der Schweiz. Sind es nun Mutterkühe oder Milchkühe? (Foto: Dario Barelli)

Was macht eine Kuh zur Mutterkuh?

Wie bereits gesagt ist jede Kuh auch Mutter. Doch nicht jede Kuh wird als Mutterkuh bezeichnet. In der Mutterkuhhaltung zieht die Kuh ihr Kalb gross. Die Kälber dienen grossmehrheitlich der Fleischproduktion, ein Teil wird jedoch auch zur Zucht und zur Erneuerung der Herde verwendet.

Mutterkühe werden nicht gemolken. Woher stammt dann also unsere Milch für Kakao und Kaffee? Von den Milchkühen. Milchkühe werden täglich gemolken und ihre Milch zu verschiedenen Produkten für die menschliche Ernährung verarbeitet. Während Jahrzehnten wurden hierfür Kühe gezüchtet, die viel Milch geben. Natürlich sind auch diese Kühe Mütter, denn ohne die Geburt eines Kalbes gibt es keine Milch. Grossmehrheitlich werden diese Kälber jedoch getrennt von den Müttern aufgezogen. Eine Ausnahme bildet die «muttergebundene Kälberaufzucht», bei der das Kalb zumindest zeitweise bei der Kuh bleibt, die Kuh aber gleichzeitig auch für die menschliche Ernährung gemolken wird. Diese Art der Produktion steckt in der Schweiz noch in den Kinderschuhen. In anderen Ländern – beispielsweise in der Auvergne in Frankreich – hat sie lange Tradition, die Rasse Salers wird dort schon immer als Zweinutzungsrasse gehalten.

Salers ist ursprünglich eine Zweinutzungsrasse. In der Herkunftsregion werden die Kühe gemolken und ziehen parallel dazu ihr Kalb auf. (Quelle: Joan Studer )

Gibt eine Mutterkuh auch Milch?

Mutterkühe werden per Definition nicht gemolken. Milch geben sie aber trotzdem, nämlich für ihr Kalb. Der Slogan «Fleisch aus Gras» überspringt die wichtige Umwandlung von Gras in Milch durch die Mutterkuh. Die aus Gras produzierte Milch lässt das Kalb gedeihen. Es verbringt sein Leben zusammen mit der Mutterkuh jeden Tag an der frischen Luft, wenn möglich auf der Weide.

Was macht eine Kuh also zur Milch- bzw. zur Mutterkuh? Der Mensch. Wir entscheiden darüber, ob eine Kuh als Mutterkuh mit ihrem Kalb zusammenlebt und dieses grosszieht oder ob wir die Kuh als Milchkuh halten und für unsere Ernährung melken. Unsere Wunschvorstellung führt zur Spezialisierung der verschiedenen Rassen. Mutterkühe zeichnen sich unter anderem durch gute Muttereigenschaften aus, Milchkühe wie der Name sagt durch ihre Milchleistung. In der Schweiz gibt es aktuell 39 verschiedene Rassen im Herdebuch, die für die Mutterkuhhaltung geeignet sind. Bei den Milchkühen stehen in der Schweiz sieben Rassen im Vordergrund.

Erfahren Sie hier mehr über die Fleischrinder- und Milchrassen

Wollen Sie noch andere Mitglieder der Kuhfamilie kennenlernen? Dann informieren Sie sich im Glossar. Ihr Wissen testen können Sie mit unserem Memory.