17.07.2020

Pustertaler Sprinzen

Kein Südtiroler Käse

Pustertaler Sprinzen gehören zu den Alpenrindern. Dass es sie heute noch gibt, verdanken sie engagierten Liebhabern unter den Bauern. (Foto: Markus Jenni)

Bei den Pustertaler Rindern gibt es Schecken und Sprinzen. Letztere haben nichts mit dem Zentralschweizer Käse zu tun. Das Wort Sprinzen kommt vom mittelhochdeutschen «Sprinz», was so viel wie kleiner Fleck bedeutet. Manchen dürfte noch der Ausdruck «den Rasen sprengen» bekannt sein, darin ist ebenfalls das alte Wort «sprenzen» für spritzen zu finden. Somit ist klar, wie die Fellfarbe der Pustertaler Sprinzen zu sein hat, nämlich mit vielen kleinen Flecken bespritzt.

Selten und ausgefallen wie der Name sind auch die Tiere der Rasse Pustertaler. Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH), das deutsche Pendant zu Pro Specie rara, hat die Pustertaler zur gefährdeten Nutztierrasse des Jahres 2020* ernannt. Das Pustertaler Rind aus der gleichnamigen früheren Grafschaft in Südtirol war im 19. Jahrhundert als die schwerste und eine der milchergiebigsten Rinderrasse Österreich-Ungarns bekannt. Um 1910 soll es noch um die 10.000 Tiere gegeben haben, 1963 betrug der Bestand dann nur noch wenige 100 Tiere. Für den Niedergang der Sprinzen war u.a. Benito Mussolini verantwortlich, der in der Zeit des Zweiten Weltkrieges als Ministerpräsident des Königreichs Italien die Sprinzenzucht verbot, um so ertragreichere Rassen zu begünstigen. Ihr Überleben verdanken die Pustertaler Sprinzen einer Handvoll Züchterinnen und Züchter, die sich den Anordnungen Mussolinis widersetzten und in den Kellern ihrer Berghöfe ihre Tiere versteckten. 

Seit 1994 wird die Rasse auch wieder in Italien offiziell im Herdebuch gezüchtet, in der Schweiz wurde die Rasse 2015 ins Fleischrinderherdebuch aufgenommen. Heute ist das Pustertaler Rind ein fleischbetontes Zweinutzungsrind, das sich durch Robustheit und gute Konstitution auszeichnet. Die Pustertaler werden heute vorwiegend als Fleischrinder in der Mutterkuhhaltung genutzt, dies vor allem im Südtirol, in Österreich, in der Schweiz und in Deutschland. Die Bestände konnten sich dank engagierten Züchtenden und unterstützenden Organisationen wieder erholen.

Wollen Sie mehr über die österreichischen Alpenrinder wissen? Dann schauen Sie sich unter diesem Link eine Dokumentation über die Pustertaler, Pinzgauer und Tux-Zillertaler an. Ihnen ist gemeinsam, dass sie nur dank engagierten Züchterinnen und Züchtern bis heute überlebt haben.

Quellen: GEH, NZZ, Mittelhochdeutsches Wörterbuch sowie Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm)

Die Pustertaler Rinder wurden seit jeher in zwei Farbtypen mit großer Variationsbreite gezüchtet: rot oder schwarz, gescheckt (Schecken) oder gesprenkelt (Sprinzen) auf weißer Grundfarbe. Charakteristisch sind auch die gefärbte Schnauze sowie Ohren und die umrandeten Augen. (Foto: zVg)

*Die GEH ernennt seit 1984 alljährlich die «Gefährdete Rasse» und macht damit deutlich, dass nicht nur bei den Wildtieren und Wildpflanzen, sondern auch in der Landwirtschaft der Verlust der Vielfalt zugenommen hat.