13.08.2019

Beefgeflüster mit Sandra Mächler, Ramiswil

Sandra Mächler und Roman Ackermann führen zusammen mit ihren beiden Töchtern Sonja und Gabriela den Gast- und Landwirtschaftsbetrieb Guldenthal in Ramiswil am Scheltenpass.
    Tuxer

Auf den Weiden von Sandra Mächler und Roman Ackermann verwerten Tiere der Rasse Tux-Zillertal (Link auf das Rassenporträt) das betriebseigene Futter zu sehr gutem Fleisch. (Foto: zVg)

Auf eurem Gast- und Landwirtschaftsbetrieb findet vom 24. bis 26. August die beef.ch statt. Was bedeutet das für euch?

Die beef.ch ist für uns eine grosse Herausforderung. Zwar bewirten wir in unserer Gastwirtschaft regelmässig kleine und grosse Gesellschaften und sind hierfür bestens ausgerüstet, doch wir haben uns vorgenommen, die gesamte Gastronomie für diesen Anlass selbst zu gestalten. Wenn tatsächlich 2000 oder mehr Besucher kommen, dann fordert uns das natürlich. Doch wir würden uns auch riesig darüber freuen, schliesslich möchten wir möglichst vielen Menschen die beef.ch und die Mutterkuhhaltung näher bringen, damit sie mehr erfahren über das Fleisch, welches sie konsumieren.

Denkst du, es gibt hier Bedarf?

Ja, das merke ich tagtäglich im Kontakt mit den Gästen in unserer Gastwirtschaft. Immer wieder werden mir Fragen gestellt zum Fleisch und zur Tierhaltung. Ich mag diese Gespräche und erkläre gerne, dass zum Beispiel die Fütterung die Fleischqualität beeinflusst.

Wie sieht das denn auf eurem Landwirtschaftsbetrieb aus?

Wir halten seit sechs Jahren Mutterkühe. Vorher hatten wir Aufzuchtrinder im Vertrag, doch dann wollten wir ein eigenes Produkt haben und sind fast durch Zufall zur Mutterkuhhaltung gekommen. Wir haben zwei Rinder auf unserem Betrieb abkalben lassen und ich habe zuerst die eine der beiden Kühe gemolken und Butter und Rahm gemacht. Dies wurde mir aber schnell zu viel und lohnte sich wegen der geringen Menge nicht, also haben wir die Kälber saugen lassen. Dieses Bild hat uns so gut gefallen, dass wir beschlossen, auf Mutterkuhhaltung umzustellen. Bei der Frage, welche Tiere sich für unseren Betrieb eignen, war uns schnell klar, dass wir eine nicht zu grosse und nicht zu anspruchsvolle Rasse möchten, welche mit dem Futter auskommt, welches auf unserem Betrieb wächst. So sind wir zu den Tux-Zillertalern gekommen, welche aus Heu und Gras sehr gutes Fleisch produzieren.


Sandra Mächler und Roman Ackermann mit ihren Töchtern Sonja und Gabriela.

Sandra Mächler und Roman Ackermann führen zusammen mit ihren beiden Töchtern Sonja und Gabriela den Gast- und Landwirtschaftsbetrieb Guldenthal in Ramiswil am Scheltenpass.

Der Landwirtschaftsbetrieb liegt auf 730 Meter über Meer und umfasst 40 Hektaren Wald sowie 31 Hektaren Wies- und Weideland. Seit 2012 werden 20 Mutterkühe der Rasse Tux-Zillertaler gehalten. Die Jungtiere werden für die Zucht und die Produktion von Natura-Beef verwendet, das in der hofeigenen Gastwirtschaft zubereitet oder direkt ab Hof in Mischpaketen à 15 Kilogramm vermarktet wird.

Die Gastwirtschaft Guldenthal ist das ganze Jahr über von Donnerstag bis Sonntag geöffnet. Mehr Informationen unter www.guldenthal.ch.



Gibt es in eurer Gastwirtschaft nur Produkte vom eigenen Betrieb?

Das wäre schön, aber Pommes Frites und Glacé wachsen bei uns leider nicht. Doch wir versuchen schon, möglichst viele Menüs mit Fleisch von unseren Natura-Beef zu kreieren, so bin ich auf das Rezept für das Buurefilet gekommen. Zweimal im Jahr organisieren wir ausserdem eine Metzgete, um den Leuten nicht mehr so bekannte Stücke vom Rind wie Zunge, Kutteln oder Lebern wieder schmackhaft zu machen. Und wir haben noch viele Ideen, wie wir in Zukunft noch mehr eigene Produkte anbieten könnten, beispielsweise in dem wir ein paar Schweine halten oder Beeren für feine Desserts selbst anbauen.

Wie organisiert ihr eure Arbeit generell und wer hilft alles mit?

Bis im April diesen Jahres haben mein Partner und ich im Alltag alles gemanagt. Beide arbeiten wir in der Land- und Gastwirtschaft. Für grössere Anlässe und an den Wochenenden können wir in der Gastwirtschaft auf Unterstützung durch Aushilfen aus der Umgebung zählen. Letzten Winter haben wir uns einen langgehegten Wunsch erfüllt und die Gastwirtschaft ausgebaut. Seit der Neueröffnung am 1. März diesen Jahres ist nun die Nachfrage regelrecht explodiert, so dass wir seit Mai eine Service-Fachkraft fest angestellt haben. Die Aushilfen brauchen wir jedoch weiterhin und auch um das Einspringen unserer Töchter, wenn Not an Mann ist, sind wir immer noch sehr froh.

Wird dir das nicht manchmal zu viel?

Auf unserem Betrieb gehören Gast- und Landwirtschaft zusammen. Das läuft Hand in Hand und braucht sich gegenseitig. Mir entspricht dies sehr. Bevor ich meinen Partner kennenlernte und hierher kam, ging ich im Sommer z’Alp und habe im Winter im Gastgewerbe gearbeitet. Ich geniesse das Heuen oder das Beobachten und Versorgen der Tiere. Es ist für mich ein sehr wertvoller Ausgleich, den ich nicht missen möchte.

Was ist dein Erfolgsrezept?

Mein Erfolgsrezept ist «Leben», das heisst, in Bewegung zu bleiben, neue Ideen probieren und gleichzeitig die Bodenhaftung nicht verlieren. Das kann eine Idee für ein Menü sein, der Ausbau der Gastwirtschaft, der Aufbau eines neuen landwirtschaftlichen Betriebszweigs oder eben die Durchführung der beef.ch auf unserem Betrieb. Mein Partner und ich sind ein gut eingespieltes Team, das sich optimal versteht und ergänzt. Für die beef.ch können wir zudem auf die Unterstützung durch das OK, unsere Aushilfen, die Tux-Zillertaler-Züchter und diverse Vereine zählen.

Auf was freust Du Dich besonders?

Am Freitag werden 130 Schulkinder die Mutterkuhhaltung erleben. Der Cousin von meinem Partner ist Lehrer und hat ein ganz besonderes Programm ausgearbeitet: Jedes Kind wird in unserem Verarbeitungsraum einen Hamburger herstellen und kann am Ende des Tages so sein eigenes Produkt nach Hause nehmen. Ich bin sicher, dass dieses Erlebnis das Verhältnis der Kinder zu Fleisch stark beeinflussen wird.

Am Samstag und Sonntag können wir dieses Erlebnis den Besuchern natürlich nicht bieten, doch Workshops und Informationen rund um die ausgestellten Kühe und Kälber von 9 verschiedenen Rassen werden auch wertvoll sein, um unser Anliegen zu vermitteln. Zudem bieten dann verschiedene Musikgruppen, Spiel- und Betreuungsangebote für Kinder sowie weitere Attraktionen ausreichend Abwechslung. Und nicht zuletzt sollen natürlich auch die von uns angebotenen Menüs für sich selbst sprechen: Fleisch vom SwissPrimGourmet und Natura-Beef vor der Kulisse der artgerechten Mutterkuhhaltung ist in jeder Form ein Genuss für Gaumen, Gewissen und Auge.